Klimabeirat Hamburg fordert Halbierung des Wohnungsbaus

Der Hamburger Klimabeirat hat dem Hamburger Senat am 8. Dezember ausführliche Empfehlungen für die Stadtentwicklungspolitik

vorgelegt, damit die Stadt die selbstgesteckten Klimaziele erreichen kann. Außer Aspekten der Energieeffizienz, der

Mobilitätswende und des wirtschaftlichen Umbaus geht es darin unter anderem um die klimagerechte Stadtentwicklung. Darin

fordert der Klimabeirat, gestützt auf eine Prognose des Statistikamts Nord zur Bevölkerungsentwicklung, in Hamburg nur noch

5.000 statt 10.000 Wohneinheiten pro Jahr zu bauen, um Ressourcen einzusparen.

Klimabeirat Hamburg


Dies hat eine heftige Kontroverse ausgelöst. Die Naturschutzvereine NABU und BUND lobten die Empfehlungen. Der BUND hob hervor, auch die vom Beirat vorgeschlagene Halbierung des Wohnbauprogramms gehe in die richtige Richtung, wenn vorrangig Wohnungen für Normal- und

Geringverdiener errichtet würden.

Kritik kam unter anderem aus der Wohnungswirtschaft, von der

Stadtentwicklungsbehörde (BSU) und vom Diakonischen Werk. In der BSU hieß es, die vom Klimabeirat geforderte Reduzierung entspreche nicht dem Bedarf, der zur Entspannung des Wohnungsmarkts erforderlich sei.

Die Diakonie kritisierte, dass Wohnungslose und Wohnungsnotfälle vom Klimabeirat nicht berücksichtigt worden seien; allein für sie brauche man 2000 neue Wohnungen jährlich.

In der Volksinitiative Keine Profite mit Boden und Miete, gab es

verschiedene Stimmen. Einige lobten, dass der BUND 5000 Wohnungen vor allem für Normal- und Geringverdiener pro Jahr forderte, also mehr als bisher. Andere hoben hervor, dass der Klimabeirat seine Forderung nur auf das prognostizierte Wachstum gestützt, aber nicht die angespannte Wohnlage und die steigenden Mieten berücksichtigt habe.

Da in Hamburg über 100.000 Wohnungen fehlten, sei eine Verringerung des Wohnungsbaus kaum vertretbar. Einigkeit besteht darüber, dass kaum jemand die teuren Miet- und Eigentumswohnungen braucht, die 70% der Hamburger Neubauten ausmachen.

(Ausführlicher dazu siehe in diesem Newsletter den Beitrag „Wir haben nachgerechnet“, Abschnitt „Wie viel muss gebaut werden?“).

Quellen: Klimabeirat Hamburg: Klimapolitische Empfehlungen an den Hamburger Senat v. 8.12.21, insbes. Abschnitt 3.1.; Pressemeldung des Klimabeirats Hamburg v.10.12.21; Statistikamt Nord: Bevölkerungsentwicklung in den Stadtteilen Hamburgs bis 2035, Statistische Berichte, Kennziffer: A I 8 – j 21 HH Stadtteile, 14.7.2021; https://taz.de/Wohnungsbau-versus-Klimaziele/!5819024/; https://www.diako-nie-hamburg.de/de/presse/pressemitteilungen/Diakonie-kritisiert-Wohnungsbauempfehlungen-des-Klimabeirats; https://www.bund-hamburg.de/service/presse/detail/news/bund-klimabeirat-nimmt-seine-aufgabe-ernst/; https://www.hinzund kunzt.de/klimabeirat-wohnungsbau-hamburg/; Kritik an Papier aus dem Klimabeirat (Hamburger Abendblatt, 13.12.21).