Modell Zürich
Die Stadt Zürich hatte lange auf Investoren und Büroimmobilien gesetzt. Der Bedarf wurde in den 1990er Jahren
stark überschätzt, schließlich standen immer mehr Gebäude leer. Hingegen fehlte bezahlbarer Wohnraum. Auf die
Hausbesetzer-Szene reagierte die Stadt mit großer Härte. Aber die Besetzer gaben nicht auf. Jeden Donnerstag
demonstrierten sie .
Auf dem Gelände der Kalkbreite-Genossenschaft in Zürich (Foto: Volker Schopp)
1990 änderten sich bei den Kommunalwahlen die Mehrheitsverhältnisse. Seither gab es immer mehr Bauprojekte, die sich günstigen Wohnungsbau zum Ziel setzten. Sie entwickelten auch neue Wohnformen, z.B. für mittlere und große Wohngemeinschaften, und bauten die ersten Niedrigenergiehäuser der Schweiz. Die seitherigen Verbesserungen gründen auf folgenden Säulen:
- aktive Boden-Vorratspolitik: städtische Grundstücke werden nicht verkauft, sondern nur in Erbpacht vergeben;
- Sozialwohnungen sind für immer günstig, es gibt keine zeitliche Begrenzung;
- wenn die Baukredite abbezahlt sind, sinken die Mieten bei den
- gemeinnützigen Trägern, weil ihre Kosten sinken;
- soziale Durchmischung ist gewährleistet, z.B. dadurch, dass die Genossenschaftsmitglieder eigenes Geld mitbringen müssen;
- Zürich baut selbst ausschließlich preisgünstige Wohnungen und vergibt Grundstücke zu günstigen Konditionen an Genossenschaften, die ebenfalls preisgünstige Wohnungen bauen.
Quelle: Wochenzeitung KONTEXT, Stuttgart, 14.8.2021