Späte Kurskorrektur



Das Land Berlin kauft den beiden börsennotierten Immobilienkonzernen Vonovia und Deutsche Wohnen ca.14.750 Wohnungen und 450 Gewerbeeinheiten zum Preis von 2,46 Millarden Euro ab. Die Verhandlungen wurden vor kurzem abgeschlossen. Die Wohnungen sind übers Stadtgebiet verteilt; dazu gehören auch ganze Siedlungen, z.B. in Spandau, Neukölln und Lichterfelde. Ziel des Senats ist es, möglichst einen Teil der in der 1990er und 2000er Jahren privatisierten Wohnungsbestände wieder ins öffentliche Eigentum zuückzuführen.


Als Vonovia und Deutsche Wohnen Ende Mai ihren Zusammenschluss ankündigten, boten sie dem Land Berlin ca. 20.000 Wohnungen an. Nach einer wirtschaftlichen Prüfung entschied der Senat, davon etwa drei Viertel tatsächlich zu übernehmen. Dies entspricht etwa zehn Prozent der Wohnungen von Vonovia und Deutsche Wohnen in der Hauptstadt. Die landeseigenen Wohnungsgesellschaften verfügen nach dem Erwerb über ca. 355.000 Wohnungen; dies entspricht etwa einem Fünftel der 1,67 Millionen Mietwohnungen in Berlin.


Die Oppositionsparteien üben Kritik an dem Verkauf. Sie verlangen unter anderem eine bessere Prüfung der Konditionen. Auch Grüne und Linke, die ja Mitglied der Regierung sind, haben Unmut geäußert. Sie kritisieren die Eile und die Intransparenz, unter anderem fehlende Informationen zu den Auswirkungen des Ankaufs auf die Investitionsfähigkeit der landeseigenen Wohnungsunternehmen. Der Sprecher der Initiative „Deutsche Wohnen & Co enteignen“, Moheb Shafaqyar, resümiert: „Wir befürworten grundsätzlich die Überführung von Wohnungen in die öffentliche Hand, aber nicht

durch Hinterzimmerdeals und zu spekulativen Preisen.“

In Berlin herrscht große Empörung über die hohen Mietpreissteigerungen der letzten Jahre. Dafür wird nicht zuletzt die Wohnungspolitik der großen Konzerne verantwortlich gemacht. Am 26. September stimmen die Berliner auch darüber ab, ob Immobiliengesellschaften, die über 3000 Wohnungen besitzen, enteignet werden sollen. beenden.