Steilshooper protestieren gegen Baupläne

Über 1000 Protest-Postkarten übergaben Steilshoo­per am 4. November dem Senat mit der Forderung, den

geplanten Massenwohnungsbau in ihrem Stadtteil zu stoppen und zusammen mit lokalen Initiativen ein

neues Gesamtkonzept zu entwickeln. Nach der städtischen Planung soll die SAGA dort für etwa 2000 Menschen

470 einfache Mietwohnungen („8 €-Wohnungen“) in bis zu siebenstöckigen Blocks errichten.

Steilshooper protestieren gegen Baupläne

Steilshooper Protestpostkarte

An den Protesten beteiligten sich unter anderem mehrere

Bürgerinitiativen, zwei Kirchengemeinden, zwei Sportvereine und der Sozialverband Deutschland. Sie befürchten, dass die Probleme des Stadtviertels durch die einseitigen Baupläne noch verstärkt werden:

  • Steilshoop gehört bereits jetzt zu den dichtest besiedelten Stadtteilen Hamburgs.
  • Hier wohnen überwiegend Menschen mit mittleren und niedrigen Einkommen. Die Arbeitslosigkeit ist höher als im Landesdurchschnitt.
  • Die Infrastruktur ist schlecht. Es gibt kein Restaurant, keine Post, keine Bank. Ärzte und Geschäftsleute verlassen den Stadtteil, weil sie zu wenig verdienen.

Die Neubebauung sieht nur Wohnblocks mit beengten Zwischenräumen vor. Es sind keine gemeinschaftsfördernden Einrichtungen geplant, nicht ein­mal ein Café oder ein Bäcker.

Die Anwohner fordern kleinere, verschiedenartige Wohneinheiten, auch mal Reihenhäuser und Eigentumswohnungen sowie Einrichtungen der Stadtteilkultur, die das soziale Leben und den Zusammenhalt stärken.

Die Stadtsoziologin Ingrid Becker von der HafenCity-Universität

stellt fest, dass in Steilshoop neue Ansätze erforderlich seien. Der Stadtteil brauche eine Aufwertung durch mehr Kaufkraft und durch Innovationen, z.B. Baugemeinschaften, Studentenwohnungen, Sprachkursangebote und Unterstützung für die überwiegend migrantische Geschäftswelt. Dazu sei mehr Bürgerbeteiligung geboten.

Es scheint, als wolle die Stadt hier stur ihre Wohnungsbauziele

verwirklichen, ohne auf die Gege­benheiten und Bedürfnisse des

Stadtteils Rücksicht zu nehmen. Hat Hamburg aus den Fehlern der 1960er Jahre nichts gelernt?


Hamburger Abendblatt, 5.11.2021; Hamburger Morgenpost, 3. und 5.11.2021; https://nichtmehrvomgleichen.de